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 Lesung 3

Wie leben eigentlich Menschen jüdischen Glaubens in der Bundesrepublik Deutschland und wie erleben sie das Leben nach 1949 in der deutschen Gesellschaft? Diese Frage wird im Schulunterricht kaum behandelt. Das Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland wird vor allem aus historischer oder theologischer Perspektive vor dem Hintergrund des Zivilisationsbruchs des Holocausts im Nationalsozialismus thematisiert. Dabei wird der Schwerpunkt meist auf die Hintergründe und die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland gelegt. Mit den beiden deutschen Staatsgründungen gerät dann die Frage jüdischen Lebens meist in den Hintergrund.

Genau diese Frage aber wollte die Fachschaft Geschichte auf Initiative von Herrn Nigriny und Frau Winke aufgreifen und lud zu diesem Zweck Herrn Gerhard Haase-Hindenberg zu einer Lesung in die Aula des Ratsgymnasiums ein, der aus seinem Buch „Ich bin noch nie einem Juden begegnet…“ Ausschnitte vortrug. Zielgruppe waren die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zehn, da diese sowohl den Nationalsozialismus als auch die Zeit nach 1945 thematisch behandelten bzw. gerade behandeln.

In seinem Buch beschreibt Herr Haase-Hindenberg auf Basis persönlicher Interviews das Leben von Jüdinnen und Juden mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten. Für die Lesung am Ratsgymnasium wählte der Autor die Biografien von Holocaust-Überlebenden, Rückkehrern aus Israel oder von Menschen, die zum jüdischen Glauben konvertierten, aus. Er setzte dabei unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte, so dass Erfahrungen sowohl von Integration als auch von Stigmatisierung thematisiert wurden. Im Anschluss an die ausgewählten Passagen band Herr Haase-Hindenberg die Schülerinnen und Schüler behutsam in die Schicksale der Betroffenen in Gesprächen mit ein; etliche Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an den jeweiligen Diskussionen, so dass es zu einem interessanten inhaltlichen Austausch kam. Mehrere Schülerinnen und Schüler meldeten im Anschluss an diese Lesung zurück, dass sie diesen Blick auf jüdisches Leben als bereichernd und sehr interessant empfanden.

10.04.24