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Neben den regulären Studienfahrten in der 12. Jahrgangsstufe, gibt es eine ebenfalls einmalige Fahrt in der Jahrgangsstufe 13. Das besondere an dieser Fahrt liegt darin, dass die gesamte Jahrgangsstufe ein gemeinsames Ziel hat. Am Mittwoch, dem 08. Februar 2012 war es dann soweit. Bei -15 °C Außentemperatur und Schneegestöber fuhren 80 Personen unter der Leitung der beiden Geschichtslehrer Normann Graeser und Sebastian Reichelt, sowie unter der Begleitung des aus Berlin stammenden Referendars Jörg Gransow, nach Berlin und Potsdam. Die Fahrt unter rein historischen Gesichtspunkten dient vorrangig dem Verständnis und der Förderung des Interesses der Schülerschaft am wichtigen Thema deutsche Geschichte und ihrer Bewältigung. Behandelt werden die Themen Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Holocaust, sowie der Ost-West-Konflikt, die deutsche Teilung und das Machtgefüge der DDR. Eben dieses Machtgefüge wurde uns bereits auf der Hinfahrt vermittelt. Zur Einstimmung auf die Fahrt, sahen wir den Film „Das Leben der anderen“ aus dem Jahre 2006. Der Film ist ein Drama, welches den Staatssicherheitsapparat der DDR und die Ostberliner Künstlerszene zeigt, die großenteils unten ihm leidet. Der Film zeigt ebenso die Wiedervereinigung und deutet eine Versöhnung der Täter und Opfer an. Mit dieser anschaulichen Darstellung des Unrechtsstaates fuhren wir bei Helmstedt-Marienborn über die alte innerdeutsche Grenze. Marienborn, der größte und bedeutendste Grenzübergang der DDR, ist heutzutage unter Denkmalschutz gestellt und so erhaschten wir im Dunkeln einen Blick auf einen alten Kontrollturm und das Prozedere einer Grenzüberquerung zur Zeit der Teilung wurde erläutert. Am späten Abend erreichten wir in Berlin-Schöneberg unsere Unterkunft, zogen noch ein Weilchen um die Häuser, um die ein oder andere Kleinigkeit zu uns zu nehmen und gingen zu Bett. Das Programm war dicht gespickt und die Schülerschaft war sich darüber im klaren, dass sie ausgeschlafen das Programm antreten muss.

 

Deutscher Bundestag

Am frühen Donnerstag Morgen waren die Ratsgymnasiasten in den Bundestag eingeladen. Die ehemalige Ratsschülerin Viola von Cramon-Taubadel (Abitur 1989), die für die Partei Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag sitzt, hatte zur politischen Diskussion in den Fraktionssaal der Grünen eingeladen. Nach einer freundlichen Begrüßung folgte von Seiten der Bundestagsabgeordneten eine Einführung in ihre politische Arbeit, ihren Alltag und ihre Aufgaben in den Ausschüssen der europäischen Sportpolitik und der außenpolitischen Handelsbeziehungen z.B. zum Südkaukasus, zur Ukraine oder zur Moldau-Region. Es folgte eine inhaltliche Debatte über Themen die der aufgeweckte Abiturjahrgang 2012 interessierte. Themen wie die Atompolitik der Grünen, die Endlagerfrage, ethische Probleme in Bezug auf Kernkraft, die Rentenpolitik und die neue Bürgerlichkeit der Partei Bündnis 90/Die Grünen wurden thematisiert. Frau von Cramon-Taubadel war sehr erfreut über die interessierte Zuhörerschaft, beantwortete jede Frage exakt, ging auf jede Frage explizit ein und bewies ein erfreulich unabhängiges Urteil. Im Anschluss an die Debatte betraten die Lehrer und Schüler das Dach des Reichstagsgebäudes, wo ein gemeinsames Foto mit Frau von Cramon und ein vertiefendes Fachsimpeln über die Themen unter den Schülern stattfand.

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Oberprima in der Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin

 

Der Zugang zur Kuppel war durch das schlechte Wetter und den vielen Schnee gesperrt, der Blick auf das Kanzleramt und die Spree trotzdem einmalig. Im Anschluss lauschte die Schülerschaft vor den großen bundeseigenen Häusern, dem „Paul-Löbe-Haus“ und dem „Marie-Elisabeth-Lüders-Haus“, den Ausführungen eines Schülers zur Architektur und Anordnung der Gebäude rund um den Platz der Republik, der zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Kanzleramt gelegen ist.

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Oberprima vor dem Reichstagsgebäude in Berlin

 

Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas

Nach einer kurzen Mittagspause, die wir überwiegend am Potsdamer Platz verbrachten, besuchten wir die gegenüber dem ehemaligen Reichsluftfahrtministerium (unter Hermann Göring, heute ist dort das Bundesfinanzministerium untergebracht) gelegene neue Ausstellung „Topographie des Terrors“. Sie verdeutlicht die Organisation und die Verbrechen der Nationalsozialisten am gesamten deutschen Volk und zeigt den Großteil des NS-Regimes mit eindrucksvollem Anschauungsmaterial. Vom Nazi-Terror negativ und der Ausstellung positiv bewegt, besuchten wir im Anschluss das zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz gelegene Stelenfeld, die zentrale Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas. Im Jahre 2004 wurde der letzte der 2711 Steine montiert und seitdem gilt dieses Mahnmal als zentrale Holocaust-Gedenkstätte für die sechs Millionen ermordeten jüdischen Bürger. Die Steine sind auf einer Fläche von 19000 Quadratmetern angeordnet und unterscheiden sich nur in ihrer Höhe, so dass die Wahrnehmung der Besucher sehr unterschiedlich sein kann. Nach der Idee der jüdischen Publizistin Lea Rosh für eine Gedenkstätte in Berlin, gewann der Architekt Peter Eisenman mit seinem Entwurf des Stelenfeldes, und die Bundesrepublik Deutschland übernahm die Finanzierung. Eisenman selbst betonte bei der Eröffnung, dass er für die Gedenkstätte keine Interpretation vorgibt, so dass jeder Besucher für die tausende von Steinen seine eigene Assoziationen entwickeln kann. Nach einem Gang durch das Stelenfeld und den Ausführungen einer Gruppenleiterin zur Entstehung der Gedenkstätte, wurden wir in den Keller und das darin befindliche Museum geführt. Perversion und Verbrechen des Holocaust wurden eindrucksvoll deutlich. Gerade das im Eingangsbereich auffällig große Zitat des Auschwitz-Insassen Primo Levi „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ machte der Schülerschaft deutlich, dass keine Gesellschaft und wenn sie noch so demokratisch scheint, die Augen vor den Verbrechen der Vergangenheit schließen darf und wofür die Gedenkstätte letztlich ein Symbol ist, sein soll und auch in Zukunft sein muss. Die Mitarbeiter der Gedenkstätte empfahlen den Schülern noch den Gang in die hauseigene Buchhandlung, wo von dem bereits genannten KZ-Häftling Primo Levi das Buch „Ist das ein Mensch?“ zu kaufen war. In diesem Buch beschreibt Primo Levi in atemberaubender Sachlichkeit und Menschlichkeit sein eigenes Höllenjahr in Auschwitz und was ihm und anderen angetan wurde. Am Abend ging die gesamte Stufe gemeinsam mit den Lehrkräften in das Restaurant „12 Apostel“ gegenüber der Museumsinsel, (in direkter Nachbarschaft zu der Privatwohnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel) essen. Für verhältnismäßig wenig Geld bekam jeder Pizza und Pasta so viel man wollte, ein Freigetränk wurde ebenfalls serviert.

 

Neue Synagoge & Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Am frühen Freitagmorgen fuhr die gesamte Gruppe mit den Bussen in die Oranienburger Straße. Hier steht die Neue Synagoge, die gerade für das Judentum eine besondere Bedeutung in Berlin hat. Nach dem Krieg und der Befreiung durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 waren von den rund 170.000 Juden, die 1933 in Berlin gelebt hatten, nur noch knapp 8.000 übriggeblieben. Verständlicherweise galt ihr Hauptaugenmerk, soweit sie überhaupt in der Stadt und in Deutschland bleiben wollten, zunächst nicht dem Wiederaufbau der einst größten Synagoge Europas. Ab 1961 wandten sich Vertreter der Ostberliner Jüdischen Gemeinde immer wieder an die staatlichen Stellen der DDR mit der Bitte, die Überreste der Synagoge als Erinnerung und Mahnung für alle Zeiten zu erhalten und ein Museum an diesem Ort zu errichten. Erst 1988, im Zusammenhang mit dem Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938, wurde auf die Vorschläge eingegangen. Sie passten in das außenpolitische Konzept der DDR, sich weltweit als judenfreundlich zu präsentieren. Die Stiftung "Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum" wurde gegründet, und mit großem propagandistischem Aufwand fand am 10. November 1988 die symbolische Grundsteinlegung für den Wiederaufbau statt. Zwei Jahre später - inwischen hatte die Wende die geteilte Stadt und damit auch die Jüdische Gemeinde wieder vereint - konnte das Richtfest gefeiert werden. Die gold-blaue Kuppel hat sich heute längst in das Berliner Stadtbild eingefügt.

Nachdem wir die Synagoge besichtigt hatten, fuhren wir zur Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die im Bendlerblock (heutiges Bundesverteidigungsministerium) untergebracht ist. Zuerst standen wir im Innenhof des Bendlerblocks an dem Ort, wo Mitte Juli 1944 die Hitler-Attentäter um Claus Schenk Graf von Stauffenberg erschossen wurden. Eine in den Boden eingelassene Platte als Erinnerung verdeutlichte die Taten der Widerständler. Auf ihr heißt es: „Ihr trugt die Schande nicht, ihr wehrtet euch, ihr gabt das Große, ewig wache Zeichen der Umkehr, opfernd euer heißes Leben für Freiheit, Recht und Ehre.“ Von den Eindrücken des Denkmals im Innenhof bewegt, besuchten wir das Museum des Deutschen Widerstandes. Über 5 000 Bilder und Dokumente informieren exemplarisch über die Motive, Handlungen und Ziele von Einzelnen, Kreisen, Gruppen und Organisationen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In unterschiedlichen Bereichen kann man sich im Museum über verschiedene Arten des Widerstandes informieren und wir erkannten einzelne Gruppierungen wie den „Kreisauer Kreis“ um James Graf von Moltke oder die „weiße Rose“ um die Geschwister Scholl dort wieder.

 

Treptower Park & Deutsch-Russisches Museum Karlshorst

Über die Mittagszeit entschlossen wir uns den Ostteil der Stadt genauer anzusehen, und so fuhren wir in den Treptower Park. Auf dem Weg passierten wir die ehemalige Stalin-Allee, bzw. Karl-Marx-Allee, die nach dem zweiten Weltkrieg in rasantem Tempo neu erbaut wurde. Plattenbauten en masse zieren die linke und rechte Seite der heutigen Frankfurter Allee, die so benannt ist, da sie auf das alte Stadttor, das Frankfurter Tor (Frankfurt a.d. Oder) zuläuft. Bekannt ist diese Straße für die Arbeiteraufstände am 17. Juni 1953, die aus dem mangelnden Interesse der DDR-Führung an der wirtschaftlichen Lage der Arbeiterschicht entstand. Im Treptower Park besichtigten wir das sowjetische Ehrenmal, welches 1949, im Gründungsjahr der DDR, von der Sowjetunion für die Ehrung der im zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der roten Armee aufgestellt wurde. Die 30m hohe Statue zeigt einen im ideologischen Sinne tapferen Soldaten der roten Armee, der ein Kind auf dem Arm trägt und ein Hakenkreuz zertritt.

Im Anschluss an das beeindruckende Ehrenmal fuhren wir mit dem Bus durch Wohngebiete des Bezirkes Köpenick ins Deutsch-Russische Museum nach Berlin-Karlshorst, dem authentischen Ort der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945. Die Schüler informierten sich über den zweiten Weltkrieg nach dem Kriegseintritt der Sowjetunion 1941, der bereits im Unterricht intensiv behandelt worden war. Kurz nach Mitternacht am 9. Mai 1945 unterzeichnete Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel den Waffenstillstandsvertrag und besiegelte damit das Ende des zweiten Weltkrieges und des Nazi-Terrors. Im Garten befindet sich eine Sammlung von 3-4 alten sowjetischen T34 Panzern.

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Schüler vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park

 

Deutsches Historisches Museum (DHM)

Für den Nachmittag stand der Besuch des Deutschen Historischen Museums auf dem Plan. Dieses ehemalige preußische Zeughaus, in seinem historischen Umfang einmalige Museum in der Nähe der Humboldt-Universität an der Straße „Unter den Linden“ gelegen, versteht sich als „Ort der Aufklärung und Verständigung über die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Europäern.“ Aufgeteilt in vier Gruppen thematisierten wir unter der Führung von Historikern die jüngere deutsche Geschichte- Deutschland nach 1945. Die Nachkriegszeit, die Ära Adenauer, die RAF-Zeit und die Wiedervereinigung, um einige Themen zu nennen, sind an vielen Original-Dokumenten, Bildern, Plastiken und Ausstellungsstücken im DHM zu besichtigen. Das 1987 zum 750-jährigen Stadtjubiläum der Stadt Berlin gegründete Museum verdeutlicht in besonderer Weise, wie sich die deutsche Geschichte in Europa einfügt und ebenso welches Unrecht in zwei aufeinander folgenden totalitären Systemen, dem Nationalsozialismus und der Teilung, begangen wurde.

 

Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen

Der Samstag morgen begann mit einer Fahrt von Schöneberg nach Hohenschönhausen. Der Bezirk Hohenschönhausen war während der Zeit der Teilung ein Sperrgebiet. Auf Stadtkarten waren Grauzonen eingezeichnet, die Bürger wussten nicht, was sich hinter den Mauern abspielte. Hohenschönhausen ist heutzutage der Inbegriff für Verbrechen des DDR-Regimes. Von 1951 bis 1989 befand sich hier das „zentrale Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit“. In den Anfängen des Stasi-Gefängnisses diente es der DDR vorrangig dazu, sog. „Republikflüchtlinge“ zu inhaftieren. Physische und psychische Folter als Methoden der Geständniserpressung und vor allen Dingen der Prozess der Zermürbung der Häftlinge waren charakteristisch für die Situation im Stasi-Gefängnis. Zuerst sahen wir einen Film zur Geschichte des Gefängnisses. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, dass Besucher und Schulklassen von ehemaligen Opfern des Stasi-Regimes durch das Gefängnis geführt werden, so dass in beeindruckenden Berichten deutlich wird, welch grausame Entwicklung das Leben der Inhaftierten nahm. Einer dieser Inhaftierten war Karl-Heinz Richter, der einen Teil unserer Gruppe durch das Lager führte. An seinem Beispiel kann man das Schicksal dieser Menschen sehr deutlich machen. Richter, der sich schon während seiner Schulzeit gegen das SED-Regime auflehnte, wollte sich der kommunistischen Gewaltherrschaft nicht länger beugen und versuchte im Januar 1964 mit mehreren Freunden auf einen Zug von Ost- nach West-Berlin zu springen. Richter war der einzige, dem dies nicht gelang, er stürzte ins Gleisbett. Aus Angst von Grenzposten der DDR entdeckt zu werden, sprang er eine 7m hohe Brücke hinab und brach sich beide Beine und einen Arm. Er rettete sich noch nach Hause, wurde aber vier Tage später vom Ministerium für Staatssicherheit wegen „versuchter Republikflucht“ inhaftiert. Richter gelang es 1975 durch einen „Ausreiseantrag“ mit seiner Frau und seiner Tochter die DDR zu verlassen. Nachdem er in Berlin-Wedding eine Wohnung gefunden hatte, versuchte er als Transit-Fahrer DDR-Bürger in den Westen zu schaffen. 18 Menschen verhalf Karl-Heinz Richter zwischen 1975 und 1989 in die Freiheit.

Richter, heute 65, schilderte mit ruhigem Ton seine schrecklichen Erfahrungen. Seinen Groll gegenüber dem Unrechtsstaat hat er abgelegt. Er will sich vorrangig für die Aufklärung und die politische Bildung junger Menschen am Beispiel des alten Stasi-Gefängnisses einsetzen. Seine Erlebnisse hat Richter in dem Buch „Berlin-Moskau-Express“ niedergeschrieben.

 

Haus der Wannseekonferenz

Nach den beeindruckenden Begegnungen in Hohenschönhausen kehrten wir inhaltlich wieder zurück in die Zeit des Nationalsozialismus. Unmittelbar vor unserer Reise, am 20. Januar 2012, hielt Bundespräsident a.D. Christian Wulff in einer beeindruckenden Villa am Wannsee eine Rede, in der er das nationalsozialistische Regime und den Holocaust verurteilte, sowie vor dem Neonazismus warnte. An diesem Tag vor genau 70 Jahren fand die sogenannte Wannseekonferenz unter der Leitung von Reinhard Heydrich, dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes und dem Organisator der „Endlösung der Judenfrage“, statt. Wir spazierten um die 1915 erbaute ehemalige „Villa Marlier“ und blickten auf den zugefrorenen Wannsee. Ein gewisser Kontrast wurde schnell deutlich. Diese schöne Villa direkt am Ufer des Wannsees war der Ort einer Konferenz, die eines der größten Verbrechen der Menschheit organisierte- die planmäßige Vernichtung der europäischen Juden. Der Konferenzsaal im Ostteil des Hauses ist vollständig erhalten und so besichtigten wir das Haus und interessierten uns sehr für die Rollen der 15 NS-Verbrecher, die sie im Januar 1942 an diesem Ort spielten.

 

Cecilienhof & Sanssouci

Nach unserem Aufenthalt am Wannsee fuhren die Busse weiter in südöstlicher Richtung nach Potsdam. Dort standen für uns noch zwei weitere Programmpunkte auf der Agenda. Zum einen wollten wir den Cecilienhof, in dem Ende Juli 1945 die sog. „Potsdamer Konferenz der Hauptalliierten“ stattfand, ansehen. Zum anderen waren sich alle einig, dass im Friedrich-Jahr 2012 auch ein Abstecher zum Schloss Sanssouci erfolgen muss. Das Schloss Cecilienhof, heute zum Großteil ein Fünf-Sterne-Hotel, gilt als der letzte Bau der Hohenzollern-Monarchie und war ein Geschenk Kaiser Wilhelms II. an seinen Sohn Kronprinz Wilhelm, dessen Gemahlin Cecilie hieß und somit Namensgeberin für das Schloss war. Traurige Berühmtheit erlangte das Schloss neben der Teilung der deutschen Gebiete durch die Alliierten auch dadurch, dass Harry S. Truman, der 33. Präsident der USA, von hier aus den Befehl zum Abwurf der Atombombe auf Hiroshima gab.

Der krönende Abschluss unserer dreitätigen Fahrt war der Besuch des Schlosses Sans Souci in Potsdam. Am 24. Januar 2012 hatten wir in der Schule über Friedrich den Großen gesprochen, der an diesem Tag 300 Jahre alt wurde, und nun stand die gesamte Oberprima des Ratsgymnasiums um sein mit Kartoffeln bespicktes Grab herum. Die Sonne war gerade im Begriff am Horizont zu verschwinden und so zückten wir, bevor wir das Neue Palais und den Schlossgarten ansahen, noch unsere Kameras und machten ein Gruppenfoto vor Schloss Sanssouci im Abendsonnenschein.

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Oberprima vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam

 

Resümee & Danksagung

Am Ende unserer Fahrt ist es vor allem wichtig, die besondere Wertigkeit, die diese Fahrt ausmacht, deutlich zu machen. Von Seiten der Schüler wird diese Fahrt als sehr wichtig empfunden, da sie die Abschiedsfahrt vom Schulalltag darstellt. Das Abitur steht kurz bevor, und neben den religiösen Studientagen in der 10. Jahrgangsstufe, bildet diese Fahrt die einzige Möglichkeit, mit der ganzen Stufe wegzufahren. Berlin, als Schmelztiegel deutscher Geschichte, in so einem Umfang kennenlernen zu dürfen, verlangt den organisierenden Lehrkräften einiges ab. Es ist nicht immer einfach die Schüler des 21. Jahrhunderts für Geschichte zu begeistern, doch ist es in Berlin und Potsdam in einem bis dato noch nie da gewesenen Umfang in herausragender Weise gelungen.

Im Namen meiner Stufe möchte ich mich ganz herzlich bei Normann Graeser und Sebastian Reichelt für die außerordentlich gute Organisation und Planung der Fahrt bedanken. Beide Lehrer haben sich durch dienstliche und private Reisen in der Vergangenheit einen sehr umfangreiches Wissen über die Stadt und alles historisch und soziokulturell Relevante angeeignet, und so konnten wir Schüler für unser Abitur viel dazu lernen und bereits Gelerntes mit Bildern in unseren Köpfen füllen. Ein weiterer Dank gilt Jörg Gransow, der als Berliner viel Historisches, aber auch die ein-oder andere Anekdote beisteuerte. Diese Fahrt wird uns für alle Ewigkeit in sehr guter Erinnerung bleiben, da bin ich sicher.

Florian Eick

Bielefeld, Februar 2012