Die Einzigartigkeit dieser Fahrt drückte sich schon in der Teilnehmerzahl aus: nur 8 Schüler sollten an dieser Fahrt teilnehmen. Diese 8 Schüler setzten sich aus dem Miniatur-Französisch-LK und einem Ex-Französisch-Grundkursschüler zusammen, dazu kamen noch unsere 2 Begleiterinnen Frau Sindermann und Frau Basista. Daher kamen wohl auch die belustigenden, geradezu verspottenden Kommentare aller Außenstehenden, die sich eine Fahrt unter diesen Bedingungen nur als "langweilig" vorstellen konnten. Daß diese Fahrt alles andere als "langweilig" wurde, bewiesen wir während der 11 Tage in Frankreich, die wir größtenteils in Paris und kurze Zeit in Reims und Amiens verbrachten.
Allerdings unterschied sich dieser Ausflug nicht nur in der Teilnehmerzahl zu anderen Frankreichexkursionen. Allein die Vorarbeit, die in Referaten der einzelnen Teilnehmer steckte, verdient das Wort "bombastisch". Während unserer Vorbereitungsphase entwickelten wir uns wohl alle zu kleinen Spezialisten. Sei es, daß man jedes kleinste Detail einer Kathedrale mit ihrem französischem Sachbegriff bezeichnen kann oder daß man jede Straße einer Stadt mit ihren Besonderheiten par coeur kennt. Unsere Referate kennzeichneten somit auch das Programm der Fahrt. Unvergessliche Unternehmungen waren wohl die Besichtigung der Kathedrale in Amiens, wo wir gelernt haben, daß alle Wege des Labyrinthes zum Schokoladenladen führen, die Entdeckung eines Jugendstilhauses eben dort, der schwindelerregende Blick von der Notre Dame, das Rodin-Museum, Versailles, die richtige Interpretation einer ganz besonderen Haustür und der Besuch einer Champagnerie in Reims... Das ist wirklich nur ein kleiner Ausschnitt des durchgeführten Programms.
Was die Fahrt aber wirklich so einzigartig erscheinen läßt, ist wohl die persönliche Note eines jeden Teilnehmers und aller Geschehnisse, die vorher nicht auf dem Programm fixiert wurden, z.B. der Besuch der Sacre-Coeur, aus dem der Verlust einer Schraube aus Frau Basistas Brille hervorging und dann der Verlust der ganzen Frau Basista folgte, was nun wieder zur Konsequenz hatte, daß wir ohne unsere Frankreichexpertin uns genauso leicht verliefen, wie diese ohne ihre Brille. Oder der Anblick des Hotel-"Zimmers", das den Garcons zugeteilt wurde. Es ähnelte einem Abstellraum während der Nachkriegszeit, da die Betten irgendwie herumstanden und die Tapete teilweise heruntergerissen war. Aber wir fühlten uns in unserem Hotel sehr heimisch, da gleich nebenan ein französischer "Hassan" gewohntes Ambiente und Essen anbot. (Man kann sich ja schließlich nicht immer von Baguette und Aprikosenmarmelade ernähren.)
Allerdings konnten wir uns auch durch unsere tüchtige Waffelbackerei öfters ein mehrgängiges Essen in einem französischem Restaurant gönnen. Abends waren wir meist nicht mehr allzu lange auf den Beinen, da diese schon den ganzen Tag über sehr strapaziert wurden, so daß sogar wandererfahrene Personen sich dagegen sträubten, an der Bastille umzusteigen, um dann in der Linie zu landen, die nach wenigen Stationen gesperrt war und uns so zu einem noch größeren Umweg zwang. Nach der Fahrt blieb der Eindruck haften, daß die meisten Teilnehmer äußerst zufrieden waren, da auf dieser Fahrt Spaß, Kultur und freundliche zwischenmenschliche Begegnungen in der richtigen Portion miteinander verbunden wurden.
Nasi Kiani