Das Schullandheim, lebendige pädagogische Außenstelle des Ratsgymnasiums Bielefeld
Schullandheimaufenthalte prägen das Profil des Ratsgymnasiums seit über vier Jahrzehnten, denn jede Klasse fährt während der Stufen 5-8 dreimal ins Schullandheim. Die Aufenthaltsdauer ist großzügig bemessen (ca. 16 Tage), das Einklassenheim auf der Insel Langeoog bietet ideale Voraussetzungen für die Erprobung neuer Inhalte und Methoden und für die Verwirklichung von Projektarbeit. Die Erfahrungen und Ergebnisse der Aufenthalte mögen aufgrund der besonderen Bedingungen zwar "ratsspezifisch" sein, sie sind dennoch in ihren Grundzügen auf Schullandheimarbeit allgemein übertragbar. Die im Folgenden dargestellte Fülle an Beispielen trägt die Möglichkeit der freien Nachgestaltung, d. h. auch der Auswahl von Teilbereichen, bereits in sich und will Anregungen geben für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler aller Schulformen, die irgendwo in ein, vielleicht ihr Schullandheim fahren oder sonst an geeignetem Ort Gelegenheit zur Projektarbeit haben.
Eine neue Praxis der Schullandheimaufenthalte
Schullandheime waren von jeher Orte bewusster "Erlebnispädagogik" und damit ergänzende Lernorte zum Schulalltag. Das Schullandheim des Ratsgymnasiums Bielefeld wurde seit Ende der siebziger Jahre, nicht zuletzt durch die Teilnahme an dem bundesweiten Modellversuch "Psychosoziale Erziehung im Schullandheim" (Verband Deutscher Schullandheime - VDS), mehr und mehr ein Ort ganzheitlich orientierter, sozial engagierter Pädagogik. In engem Kontakt zum Verband Deutscher Schullandheime (redaktionelle Leitung der Fachzeitschrift durch einen Kollegen) wurden in den folgenden Jahren im Schullandheim des Ratsgymnasiums immer wieder neue Themen erprobt, eine Fülle von Ideen produziert, Prozesse in Gang gesetzt, Möglichkeiten ausgelotet. Vieles davon liegt, ausführlich dokumentiert, im Druck [1] vor, weitere Beispiele sind in knapp skizzierter Form in der schuleigenen Projektthemensammlung verfügbar. Um den Erfahrungsaustausch zu intensivieren, um zukünftige Vorhaben vorzustellen, werden dem Kollegium in Abständen Gespräche angeboten. Diese Gesprächskreise zu Fragen der Schullandheimpädagogik wollen auch Anregung und Hilfe sein für noch unerfahrene Kolleginnen und Kollegen. So reicht der Gesprächsbedarf von organisatorischen Verfahrensfragen bis hin zu inhaltlichen und pädagogischen Fragestellungen. Hier sei auch erwähnt, dass im Laufe der Jahre an der Schule ein Bündel praktischer Handreichungen zur Vorbereitung und Durchführung von Schullandheimaufenthalten erstellt wurde, was für das Begleiterteam erhebliche Entlastung bedeutet und Freiräume schafft für inhaltliche Anliegen.
Zielsetzungen der Schullandheimarbeit am Ratsgymnasium
Das Lernen im Schullandheim muss sich vom Lernen im Ratsgymnasium Bielefeld unterscheiden.
Das Was? und Wie? sollte den ungleich günstigeren räumlichen und personalen Möglichkeiten Rechnung tragen.
Das Schullandheim ist der ideale Ort, soziales, praktisches und musisches Lernen zu provozieren und den Projektgedanken zu verwirklichen.
Jedes Fach hat die Möglichkeit, inhaltlich und methodisch aus den schulüblichen Strukturen auszubrechen.
Das Schullandheim ist also der alternative Lernort, an dem anderes gelernt wird und anders Lehrer zu sein gefordert ist. Die im Folgenden dargestellten Projekte werden dies verdeutlichen. Sie alle haben gemeinsam, dass sie nicht ziel- oder produktorientiert angelegt sind, wenn auch so manches ansehnliche Ergebnis an ihrem Ende steht, sondern, dass das Handeln selbst, der Lernprozess, zum zentralen Anliegen wird. Die Projektarbeit fügt sich dabei organisch ein in die individuellen Tagesgestaltungen mit ihren sonstigen Aktivitäten. Das setzt Offenheit voraus, flexible Planung, situative Entscheidungen. Das beinhaltet größtmögliche Mitbestimmung der Gruppe, Raum für Eigeninitiative und Selbstorganisation. Das eröffnet unzählige Möglichkeiten zu sozialem Lernen. Psychosoziale Dimension und inhaltliche Arbeit verschmelzen miteinander.
Beispiele einer handlungsorientierten Pädagogik im Schullandheim
Robinson Crusoe im Schullandheim
(Ausführlich dokumentiert in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990. S. 56)
Klassenstufe 5
Leitung: Dietlind Gietzen-Leiser / Hans Motycka
Fächerbezug: Sprache, Geographie, Biologie, Physik, Kunst / Werken, Musik
Zeitlicher Rahmen: 17 Tage
Daniel Defoe's Geschichte von Robinson Crusoe lernten die Schüler in der Jugendbuchfassung in abendlichen Vorlesestunden kennen, und sie wurde Leitfaden eines ganzen Aufenthaltes.
Das bedeutete: Einsteigen in die fiktive Situation, das Erzählte als Faktum nehmen, als Aufforderung verstehen, Langeoog mit hineinnehmen in die Robinsonwelt und umgekehrt. Die Wirklichkeiten sind für Kinder dieses Alters austauschbar: hier das Robinsoneiland, dort die Nordseeinsel, die Robinsonhütte in den Dünen, das Kannibalenfest am Nordseestrand...
Stoff bot sich reichlich:
Robinson erforscht die Insel (erste Orientierungsversuche in unbekanntem Gelände)
Er lernt sich zu orientieren (Sonnenstrand, Sterne, Vegetation, Tierfährten...)
Er baut sich eine Behausung aus Strandgut
Er stellt Handwerkszeug und Hausrat her
Er baut eine Sonnenuhr
Er macht Feuer ohne Streichhölzer
Er findet einen Schatz (großes Geländespiel!)
Er brät sich nachts Kartoffeln am Strand (Nachtwanderung)
Er befreit Freitag (szenisches Spiel)
Er lehrt Freitag, und Freitag lehrt ihn (Pantomime / Rollenspiel)
Er wehrt die Kannibalen ab (Kampfspiel)
Ein Kannibalenfest wird vorbereitet (Muschelschmuck, Bemalung, Herstellung einfacher Rhythmusinstrumente, Kannibalenlied)
Eine Kannibalensprache wird erfunden
Die Kannibalen feiern ein Strandfest (New Games, Tänze)
Es entwickelte sich ein umfassendes, ganzheitliches Projekt, das völlig natürlich aus sich selbst heraus verschiedenste Aktivitäten freisetzte, von Handwerksarbeiten über szenisches Spiel, Musik, Tanz, Sport, Spracherfindung, Textreflexion bis hin zu naturwissenschaftlichen Studien. Die beachtliche Eigendynamik dieses Projektes ließ eine Idee aus der anderen hervorgehen und die Kannibalen schließlich zur Hauptsache werden. Auch sie wurden, wie alle geschilderten Aktivitäten, zum selbstverständlichen Bestandteil des gemeinsamen Lebens auf der Nordseeinsel.
Spiel, Musik, Tanz oder "der Autofänger von Miefhausen"
(Ausführlich dokumentiert in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990. S. 203)
Klassenstufe 5
Leitung: Dietlind Gietzen-Leiser (Fächer: Musik, Deutsch)
Fächerbezug: Sprache, Musik, Kunst / Werken, Sport
Zeitlicher Rahmen: 12 Tage
Die in Bielefeld entstandene und gemeinsam im Schullandheim umgesetzte Spielidee ist eine Variante des "Rattenfängers von Hameln", der die Stadt hier nicht von Ratten, sondern von der Autoplage befreit. Der gemeinsame Entwurf von zusätzlichen Sprechrollen (hier: 17 statt 3 wie im Märchen) prägte die inhaltlichen Details der Handlung. Dialoge wurden nicht fixiert, sondern frei gesprochen. Die von den Kindern selbstständig erfundenen Szenen unterlagen darum immer wieder kleinen Wandlungen, blieben so aber auch bis zuletzt lebendig und natürlich. Die Einbeziehung von Tanz und Tanzpantomime als darstellerisches Element (Autotanz, Hypnose der Autofahrer durch den Flötenspieler) geschah unter Anleitung der Lehrerin . Vorausgegangen waren kleine pantomimische Versuche zum Thema Autofahren, die durch Musikunterlegung allmählich zu isolierten rhythmischen Bewegungen entwickelt wurden. Als Autokarossen dienten bunt bemalte Pappkartons mit Nummernschildern und sonstigem Zubehör, von den Autofahrern gehalten durch eine Hosenträgerkonstruktion.
Trotz der umfangreichen Vorlaufphase mit Improvisation und freien szenischen Versuchen hatte die Geschichte von "Autofänger" nach 10 Tagen eine "feste" Gestalt angenommen.
Langeooger Kurgäste zeigten sich von der Premiere im Schullandheim begeistert, in Bielefeld folgten weitere Vorstellungen.
Weitere erprobte Projektthemen im Überblick, nach Fächerbezügen geordnet:
Bewegung, Spiel, Sport, Gesundheit [2]
(Hinweise zu den Spielen in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990.)
"Jakob Hoch" oder Geländespiel als Erlebniswelt (vgl. dazu S. 66) Über das traditionell beliebteste Geländespiel der Ratsschüler auf Langeoog
6. Klasse (Eckart Balz)
"Kleine Spiele" im Schullandheim (vgl. dazu S. 79)
7. Klasse (Eckart Balz)
Gesundheitserziehung im Schullandheim (vgl. dazu S. 108)
8. Klasse (Bernd Freyer)
Künstlerisches Gestalten, Literatur, Werken, Technik
(Hinweise zu den Spielen in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990. )
"Odysseus im Schullandheim" Bildnerisches Gestalten im Dienste der Persönlichkeitsintegration (vgl. dazu S.225)
Den Mythos im Kontakt mit dem Meer sinnenhaft erleben und als Motivans gestalterischer Phantasie erfahren.
5. Klasse (Adelheid Meyer-Hermann)
"Leben auf einer Burg" Eine Sexta malt ein Wandbild (vgl. dazu S. 184)
5. Klasse (Elisabeth Heil)
Farbe bekennen Ein Dialog in (Wand-)Bildern (vgl. dazu S. 170)
9. / 10. Klasse (Gabriele Ludwig)
Künstlerisches Gestalten, Mathe, Physik, Werken, Technik
(Hinweise zu den Spielen in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990. )
Unmögliche Perspektiven im Schullandheim (vgl. dazu S. 170)
Wie aus einem Exkurs "Escher-Mathematik" Gestaltungselemente für das Schullandheim erwachsen können.
8. Klasse (Arnold Wendland)
Von der Robinson-Sexta zur Floßbau-Quinta (vgl. dazu S. 134)
"Wir bauen ein Floß für die ganze Klasse"
6. Klasse (Dietlind Gietzen-Leiser / Hans Motycka)
Planetenklangspiele und Reibtrommeln
Instrumentenbau mit einer 6. Klasse (Dietlind Leiser)
Brettspiele der Welt Kennenlernen von Spielen aus aller Welt, Erfinden eines eigenen Spiels, Herstellung des Spielbretts und Zubehörs aus einfachen Materialien, Verfassen einer Spielgeschichte und Anleitung.
5. Klasse (Heike Biermann / Frank Thomas)
Alte Sprachen, Literatur, Geschichte, Theater
"Kochen und Speisen wie die alten Römer"
Nach dem Apicius Kochbuch
8. Klasse (Ilona Striegan-Keuntje)
"Göttergeschichten": Freie Bearbeitung griechischer Mythen, szenische Aufführung und Film
6. Klasse (Norbert Gertz)
Literatur, Theater, künstlerisches Gestalten, Musik, Tanz
(Hinweise zu den Spielen in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990. )
Theater im Schullandheim hoch drei - Regieprotokolle (vgl. dazu S.22)
6./7./8. Klasse (Gabriele Ludwig / Heinrich Thies)
"Szenisches Spiel" Ein integratives Medium für Unterricht und Erziehung (vgl. dazu S.47)
Theaterkurs (Gabriele Ludwig / Heinrich Thies)
"Die wundersame Geschichte der kleinen Mouche" Ein Schatten- und Theaterspektakulum mit viel Musik Märchenhaftes Schattenspiel mit Kulissen auf Overheadfolien, umgeben mit einer szenischen Rahmenhandlung.
5. Klasse (Dietlind Leiser / Joachim Jennrich)
Literaturarbeit im Schullandheim eine Sexta spielt den "Pole Poppenspäler" (vgl. dazu S.209)
5. Klasse (Dieter Steffen / Almut Pihet)
Evas Funny Picture Show vom Maskieren und Demaskieren (vgl. dazu S.162)
Selbsterfahrung und Selbsterfindung im Umgang mit der Maske Musik als entscheidendes Element im Maskenspiel.
7. Klasse (Dietlind Gietzen-Leiser)
Die Langeooger Filmstudios präsentieren: "Arthur überquert den Atlantik"
Eine 8. Klasse schreibt ein Drehbuch nach Alan Corens Holms Parodie und dreht einen Spielfilm.
8. Klasse (Dietlind Leiser / Frank Thomas)
Theater künstlerisches Gestalten, Französisch, Deutsch
(Hinweise zu den Spielen in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990. )
Molière Theaterarbeit als Möglichkeit fächerübergreifenden Lernens (vgl. dazu S. 196)
Original und Adaption in den unterschiedlichen Umsetzungen eines Französisch - und eines Deutsch - Kurses.
Sek II (Dieter Ewald / Hans J. Becker)
Deutsch, Geschichte, Musik, Politik, Erdkunde, Religion
Leben im Ausland Leben als Ausländer
Von der handlungsorientierten Erarbeitung des Jugendbuches "Das Tor zum Garten der Zambranos" (G. Pausewang) zur Beschäftigung mit der Lebenskultur in den Heimatländern der ausländischen Mitschüler/innen.
7. Klasse (Christa Wille-Möller / Joachim Jennrich)
Bei den "alten Rittersleut
Musik, Tanz, Turnier und Dichtung der ritterlichen Tafelrunde
5. Klasse (Christa Wille-Möller / Joachim Jennrich)
Chemie, Biologie
(Hinweise zu den Spielen in: Thies, H. / Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990. )
"Langeooger Wasser" - Chemie- und Umweltprojekt im Schullandheim (vgl. dazu S. 221)
7. Klasse (Rainer Jost / Josefine Sindermann)
Pflanzenkundliches Projekt im Schullandheim (vgl. dazu S. 228)
7. Klasse (Klaus Bökamp / Anke Lücke)
Auswirkungen der Schullandheimaufenthalte auf Unterricht und Schulleben
Das Schullandheim strahlt auf den Bielefelder Schulalltag aus, ist dort eigentlich immer präsent. Nicht nur, weil die Heimkehrer Nachlese halten, berichten, vielleicht etwas vorzeigen oder vorführen, Fotos ausstellen, d.h. die Zuhause-Gebliebenen an ihren Erlebnissen teilhaben lassen, sondern in erster Linie, weil die Schülerinnen und Schüler anders zurückkommen nach ihrem ersten Aufenthalt, wissender im Umgang miteinander, ansprechbarer, verständigungsbereiter. Es gibt mehr Spiel, weniger Prügelei, mehr Gespräch, weniger Beschimpfung, insgesamt weniger sinnloses, zeit- und kraftraubendes Gegeneinander. Sicher werden auch im normalen gymnasialen Schulalltag die Spielregeln des menschlichen Zusammenlebens vermittelt, doch findet Erziehung hier immer unter Zeitdruck statt, die Kinder sind mit ihrer Rolle in der Gemeinschaft überfordert, die Pädagogen an der Grenze ihrer pädagogischen Einflussmöglichkeiten. Es fehlt einfach die Zeit, positive Erfahrungen miteinander zu machen. Und diese Zeit ist im Schullandheim reichlich vorhanden. "Die Einfachheit der Umgebung, das Reduziertsein auf das Notwendige des Tages, die sehr eingeschränkte Komplexität der Lebensbedingungen überhaupt schaffen die kreative Langeweile, die die normale Neugier wieder auslöst." [3] Und die normale Neugier kann hier gelebt werden. Aus Schülersicht ist das der entscheidende Punkt für das Schullandheim. Viele kehren zurück in ihr Heim als Tutoren, als Helfer in Renovierungskursen oder als Ehemalige. Sie machen das Schullandheim zu ihrer Sache und haben im Laufe der Zeit viele bewunderte Spuren ganz persönlicher Gestaltung in Haus und Gelände hinterlassen.
Auch das Kollegium und die Eltern streben ins Schullandheim, organisieren Wochenenden, Freizeiten, Seminare und ermöglichen seit Jahren durch ehrenamtliche Arbeit im Trägerverein bzw. als dessen Mitglieder das Fortleben des Schullandheimes.
Erwähnt werden muss das Schullandheim auch als Ort der Begegnung mit ausländischen Gastschülern der Partnerschulen in England, Frankreich und Russland sowie als idealer Ort für die Durchführung von klassenübergreifenden Freizeiten in den Bereichen Musik, Theater, Sport und SV. Viele dieser thematischen Angebote erstrecken sich auf die Freizeiten. Ferienkurse, getrennt für die Unter-, Mittel- und Oberstufe, sind ohnehin seit Jahren fester Bestandteil der Schullandheimbelegung des Ratsgymnasiums. Noch finden sich Kolleginnen und Kollegen für solche Luxusangebote. Das alles spricht für eine große Akzeptanz, auch bei denen, die im oder für das Schullandheim viel anstrengende Arbeit leisten.
In Bezug auf die pädagogische Arbeit ist zu sagen, dass sie nicht nur Neulinge vor große Herausforderungen stellt, dass angesichts fehlender spezifischer Vorbereitung während der Ausbildung in der realen Situation oft Ratlosigkeit herrscht. "Der gemeinsame <Alltag> (im Schullandheim) mit seinen Konflikten und Potenzialen ist Dreh- und Angelpunkt aller Aktivitäten, allen Handelns und Lernens, aller genutzten und verpassten Chancen". Eine "Lebensgemeinschaft auf Zeit", der Lehrer, die Lehrerin als Betroffene mittendrin und doch "<pädagogische Begleiter> der Schüler in diesem sensiblen situativen Prozess hin zur Selbstfindung und Selbstverantwortung." [4] Unterstützen kann da nur der anfangs erwähnte intensive, offene und mutige Austausch, insbesondere auch die gemeinsame Nachlese des jeweiligen Begleiterteams, um für das eigene Lehrersein dazuzulernen. Aus solcher Öffnung heraus können Wege gefunden werden zu konstruktivem Miteinander in Schule und Schullandheim.
[1] So zum Beispiel:
a) Thies, H./Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990;
b) Erziehung in Schule und Schullandheim, Band 5, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1984
c) Das Schullandheim - Fachzeitschrift für Schullandheimpädagogik, Hamburg
[2] Vgl. Balz, E.: Aufgaben des Sports im Schullandheim, Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1988
[3] Krause, F.-U. in: Thies, H./Ludwig, G. (Hrsg.): Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes. Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990, S. 118.
[4] Thies, H./Ludwig, G. (Hrsg.) Pädagogik Konkret, Monografie eines Schullandheimes. Verband Deutscher Schullandheime, Hamburg 1990, S. 21.